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Die Ausdeutung der Bilder und die Personenbeschreibungen lassen sich erweitern. Noch heute kommen ältere Leute nach Dagstuhl, um die Gesichtszüge ihrer Vorfahren zu betrachten.

 

Die Motive atmen zum Teil eine ländliche Derbheit und eine natürliche Frische. Dem kindlich unschuldigen Antlitz und dem von Leidenschaften zerfurchten und verwitterten Profil wusste die Künstlerin Ausdruck zu verleihen. So offenbart sich dem Betrachter in vielen Gestalten die Menschheit in ihren Höhen und Tiefen.

 

Man sollte sich Zeit nehmen und die Bilder in Ruhe betrachten.

Dass es sich um eine Stiftung der Künstlerin an ihre Taufkirche handelt, erfahren wir aus den Akten der Bischöflichen Behörde, die am 18. Februar 1870 von dem damaligen Pfarrer von Lockweiler, Joh. Philipp Heckenbach, um die Facultas erigendi vias crucis cum indulgentiis, um die Einsegnung der Kreuzwegstationen, ersucht wurde. Hierzu schreibt der Pfarrer: „... die 14 Stationsbilder sind eigene Arbeiten der Künstlerin und das Einrahmen wurde fast ganz durch freiwillige Beiträge der Lockweiler Gemeinde bestritten. Noch aber sind die Stationen nicht kirchlich eingesegnet und wäre die bevorstehende Fastenzeit gewiss dafür geeignet . . . Herr Pfarrer Flesch von Wadern hat sich bereit erklärt, die facultas benedicendis . . zu erteilen.“

 

Die Weihe fand dann am ersten Fastensonntag des Jahres 1870 in der Kirche zu Lockweiler unter großer Beteiligung der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden statt.

 

Hier verblieben diese eigenartigen Bilder, die, ohne den Anspruch zu erheben, überdurchschnittlich künstlerisch wertvoll zu sein, nie unmodern und zeitlos wurden, weil sie in den Dargestellten die Gesichtszüge der Menschen trugen, mit denen sie täglich Umgang hatten. Die Künstlerin hatte sie abgebildet wie sie der Hochwald kannte, bis dann das Wissen um den Inhalt der Bilder verloren ging und sie dann der all zu bequemen Gleichgültigkeit und Restauration fast zum Opfer gefallen wären.

 

Aus dem Bemühen, sich ein Bild zu machen von der Passion des Gottmenschen, entstanden Kreuzwege. Schloss Dagstuhl, das von der Einpfarrung nach Wadern seinerzeit ausgenommen wurde, um die alten Bindungen nach Lockweiler zu erhalten, birgt somit, stellvertretend für die moderne Pfarrkirche, die für die Bilder keinen Platz mehr hatte, in seinen Mauern ein Kleinod der Volkskunst besonderer Art.



Quelle: Dr. Thomas Wiercinski, Ausstellungsführer zur Ausstellung „Das Leben und Wirken der Octavie de Lasalle", Wadern 2005

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