Schloss Dagstuhl im Wandel der Zeit
Ein Graf auf der Flucht
Im Jahre 1696 gelangte die Herrschaft Dagstuhl in den Besitz der Oettinger Grafen, die ihren Stammsitz im Schwäbischen hatten. Nachdem der junge Graf Anton jedoch die Regentschaft übernommen hatte, holten ihn die Schulden seines Vaters ein, der wie viele Fürsten seiner Zeit, dem Prunk der französischen Könige nachzueifern versucht hatte. Von den Gläubigern unter Druck gesetzt, erinnerte sich der Graf der fernen Hochwalddependance und siedelte 1758 nach Wadern um. Im Stadtkern entstanden das Grafenschloß als Amtssitz (heute in das Rathaus integriert) und das Oettinger Schlösschen am Kleinen Markt, das vermutlich als erstes Wohngebäude für den Grafen und seine Gemahlin Christiane diente (heute Stadtmuseum und Ratssaal).
Ein neues Schloss im Löstertal
Doch schließlich drängte es den Grafen, ein neues Schloss vor den Toren seiner Residenz zu bauen. Nachdem er sich von den Kostenvoranschlägen für die Wiedererrichtung der Burgruine Dagstuhl hatte abschrecken lassen, begannen die Bauarbeiten im Löstertal unterhalb der Burgruine. 1760 war das Herrenhaus fertiggestellt. Die Kapelle folgte 1763, der Umzug konnte vollzogen werden. Das Herrrenhaus wurde bereits 1775 erweitert. Zum Schloss gehörte auch ein Garten und die erste Brauerei der Herrschaft Dagstuhl (der Braukeller ist in Resten noch erhalten). Umfangreiche landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude ergänzten das Schlossensemble. Währenddessen entwickelte sich die kleine Residenz Wadern zum wirtschaftlichen Mittelpunkt des Hochwaldes. Der Graf verlieh Wadern die Marktrechte und richtete Zünfte ein, um insbesondere Handel und Gewerbe zu fördern. Die Viehmärkte, der florierende Tuchhandel und die Handwerkerschaft wurden zu wesentlichen Merkmalen der neugeschaffenen Wirtschaftskraft. Und nicht zuletzt das füllte die leeren Kassen des Grafen.
Das Ende der kurzen Grafenzeit
Die französische Revolution veränderte die Geschichte der Herrschaft völlig. Graf Joseph Anton erlebte den Zeitenwechsel nicht mehr, er war bereits 1778 gestorben. 1792 flüchtete die gräfliche Familie vor der französischen Armee, das Schloss Dagstuhl wurde französisches Staatseigentum. Nur wenige Jahre brauchte es, um das Schloss in einen maroden Zustand zu versetzen, bevor das Schloß in den Besitz der Familie des Barons Wilhelm de Lasalle von Louisenthal überging. 1806 war die Familie aus der Karibik auf das Schloss übergesiedelt. In den Jahren bis 1957 blieb das Schloss in Familieneigentum und erlebte einige Umbaumaßnahmen wie den neugotischen Anbau zwischen Kapelle und Wohntrakt von 1906.
Die neuen Zeiten
Die Geschichte des Schlosses bis heute ist schnell erzählt. Das Schloss wurde 1957 von den Franziskusschwestern des dritten Ordens übernommen, die 1961 ein Altenheim einrichteten, das später von den Franziskanerinnen von Waldbreitbach weitergeführt wurde. Doch die Schwestern mußten das Schloss aufgeben und erst nach langen Verhandlungen erhielt das Schloß seine neue Bestimmung. 1989 kaufte das Saarland das Schloss und richtete in der Folge das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik (IBFI) ein, das heutige Leibniz Zentrum für Informatik Schloss Dagstuhl. In der Abgeschiedenheit des Hochwaldes und in fürstlichem Ambiente treffen sich seit 1990 Grundlagenforscher aus der ganzen Welt. Zu besichtigen sind heute nur noch die Familiengruft der de Lasalle von Louisenthal und die Kapelle im Stil des Spätbarocks, deren Wände von der "Malergräfin" Octavie de Lasalle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neu gestaltet wurden und Szenen aus dem Marienleben darstellen. In einem Nebenraum der Kapelle befindet sich darüberhinaus der bekannte Kreuzweg der "Malergräfin". Die Kapelle ist täglich von 10.00 - 16.00 Uhr geöffnet. Der Kreuzweg kann nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Jeweils am ersten Sonntag im Monat finden zwischen 15.00 und 17.00 Uhr Kurzführungen durch Kapelle und Kreuzweg statt. Ansprechpartner für Führungen oder zusätzliche Öffnungszeiten ist die Tourist-Information der Stadt Wadern, Tel. 06871 5070.