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Rund um das "Schlittchen" und den "Wellstein" in der Lösterschweiz

In der alten Sage, die sich mit der Entstehung des „Schlittchens“ beschäftigt, und die auch den „Wellstein“ miteinbezieht, wurzelt ein großes Stück Lokalpatriotismus und Heimatstolz. Erzählt wird da von einem Mephisto, der seinen Neid über das landschaftlich reizvolle Löstertal mit einer Gewalttat Befriedigung verschaffen wollte. Eine Hotte riesigen Ausmaßes belud er mit mächtigem Gestein. Damit sollten Dörfer und Menschen an der Löster bombardiert werden. Mit diesen Plänen flogt der Ikarus in Teufelsgestalt via Löstertal. Doch die unzulängliche Stabilität seines Tragkorbes durchkreuzte das teuflische Vorhaben. Mitten über dem Lösterwald drückte die Last der Felsmassen den Boden aus der Hotte, und die Steine besäten das gesamte Waldrevier ringsum. Da die Wände der Hotte sich nach unten verengten, fand ein Stein wegen seines riesigen Ausmaßes in der Bodenöffnung des Korbes keinen Durchlass. Er blieb weiterhin Passagier dieser zerstörenden Flugreise. Doch auf der anderen Talseite hielten die Wände der Hotte seiner Last nicht mehr stand und barsten auseinander. Und unser „Wellstein“ – er war es natürlich – fand Aufnahme im Wiesengrund. Somit hatten sich alle Steine vor Erfüllung ihres Auftrages der teuflischen Hand entwunden.

 

Um solche Märchen ist man auch heute noch nicht verlegen. Ein weiteres beschäftigt sich ausschließlich mit dem "Wellstein". Diesem traut man die wunderliche Eigenschaft zu, dass er alltäglich, wenn aus den Dörfern das Läuten der Mittagsglocken heraufdringt, sich aus eigener Kraft zum nahen Lösterbach wälzt, und sich ganz vom Wasser abspülen lässt. Diesem Sinn für Reinlichkeit bleibt er jedoch nur dann treu, wenn er sich nicht von Menschenaugen beobachtet weiß. In früheren Jahrzehnten fielen oftmals Lausbuben auf diesen abergläubischen Schwindel herein, wenn sie sich zur Mittagsstunde in den Hecken um den "Wellstein" herum versteckten, um das Bad des Naturgiganten, das man ihnen so oft geschildert hatte, selbst bestätigt zu finden.

 

"Der Wellstein fühlte sich beobachtet. Dann rührt er sich nicht vom Fleck!" Dieses transparente Trostpflaster drückte man den Burschen daheim auf ihre arge Enttäuschung.

 

Unterwegs zu den gallo-römischen Grabhügeln von Oberlöstern begegnet dem Wanderer vielleicht noch der Wandermich, der auf der Höhe wohnt und dem müden Wanderer auf den Rücken springt.

 

Quelle: Vereinsgemeinschaft Löstertal (Hrsg.): Das Löstertal in sieben Jahrhunderten.

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